RNA-Medizin
Ribonukleinsäuren, RNAs, sind uns vertraut als das verbindende Element zwischen den Genen, der DNA, und ihren Produkten, den Proteinen. Die sogenannte Boten- oder messenger-RNA, mRNA, ist eine labile, rasch abgebaute Kopie der DNA, und sie dient als Matrize für die Synthese der Proteine durch die Ribosomen. Zwei weitere Typen von RNA spielen auch eine Rolle bei der Proteinsynthese: die kleinen tRNAs, transfer RNAs, bringen Aminosäuren zum Ribosom, und rRNAs, ribosomale RNAs, sind strukturelle Bestandteile der Ribosomen. Soweit die klassische Funktion und das klassische Bild der RNAs. Die Fantasie von Forschern haben RNAs vor allem deshalb angeregt, weil es möglicherweise vor der biologischen Welt, wie wir sie heute kennen, eine RNA-Welt gegeben hat, mit der das Leben auf der Erde angefangen hat.
Aus dem Labor kennen wir die RNAs vor allem als sehr empfindliche Moleküle, denen man nicht zu nahe kommen darf, vor allem nicht mit den Händen, weil sie sehr schnell degradiert werden und dann nicht mehr analysierbar oder anderweitig brauchbar sind.
In den letzten Jahren hat man herausgefunden, dass es noch viel mehr Arten von RNAs gibt: kleine und große, ringförmige und lineare. Sie scheinen vielfältige Funktionen zu haben, die weit über die Proteinsynthese hinausreichen. Dass RNAs auch eine Bedeutung für die Medizin haben, ist seit der Einführung der mRNA-Corona-Impfstoffe Ende 2020 allgemein bekannt. Heute steht fest, dass man mit RNA sehr gut impfen kann. Darüber hinaus kommen RNAs für viele weitere Impfungen und auch als Therapeutika infrage. Erste gegen RNA gerichtete Therapeutika gibt es bereits.
ISAR Bioscience erforscht das Potenzial von RNAs für die Therapie in mehreren Projekten, zusammen mit verschiedenen Partnern an Universitäten, Kliniken und Forschungsinstituten:
- Mit der Arbeitsgruppe um Professor Stefan Engelhardt von der TU München und der gemeinsamen Ausgründung rnatics GmbH erforschen wir neuartige Arzneistoffe gegen micro-RNAs, die bei Covid-19 und anderen entzündlichen Lungenerkrankungen wirksam sein könnten.
→ Millionenförderung für neue Therapie gegen Covid-19
→ Behandlung von Atembeschwerden bei Covid-19
→ rnatics - Im Doktorandenkolleg RNAmed des Elitenetzwerk Bayern erforschen wir mit Partnern an Universitäten und Universitätsklinika in Würzburg, Regensburg und München die Biologie und das therapeutische Potenzial von RNAs. Geleitet wird das Programm von Professor Jörg Vogel vom Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung an der Universität Würzburg. Starten soll das Programm im Dezember 2022.
→ RNAmed – ein neues Doktorandenkolleg des Elitenetzwerk Bayern - Das Münchner Cluster zur Entwicklung neuer Nukleinsäure-basierter Therapien, C-NATM, gehört zu den Gewinnern der zweiten Runde des Clusters4Future-Wettbewerbs des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). In diesem Cluster forscht ISAR Bioscience zusammen mit Teams der beiden Münchner Universitäten, des Helmholtz-Zentrums München für Gesundheit und Umwelt und von mehreren Münchner Biotech-Unternehmen.
→ BMBF bewilligt Zukunftscluster für Nukleinsäure-Therapeutika in München
Auf der Festversammlung zum 200-jährigen Bestehen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte, GDNÄ, diskutierte GDNÄ-Präsident Martin Lohse am 11. September 2022 mit führenden RNA-Forschern über das Potenzial dieser neuen Forschungsrichtung. Was ist heute schon machbar? Und was zeichnet sich für die Zukunft ab? Diese Fragen gingen die Experten aus Grundlagenforschung und klinischer Medizin auch im Austausch mit Tagungsteilnehmern nach.
→ Vortrag von Jörg Vogel bei der 200-Jahr-Feier der GDNÄ: „Eine kurze Einführung in die Welt der RNA-basierte Medizin
→ Link zur Podiumsdiskussion
→ Interview zur RNA-Medizin mit unserem Kooperationspartner und Leiter des RNAmed-Doktorandenkollegs, Professor Jörg Vogel