Chemokine sind der Schlüssel
Welche entscheidende Rolle Chemokine bei Entzündungen und Krebs spielen, entdeckte kürzlich ein Team um ISAR-Chairman Martin Lohse.
Ein internationales Forscherteam um ISAR-Chairman Martin Lohse von ISAR Bioscience hat mit modernsten Mikroskopiemethoden untersucht, wie ein bestimmter Chemokinrezeptor (CXCR4) sich auf der Zelloberfläche verhält. Diese Rezeptoren bilden konzentrationsabhängig Dimere. Auf Krebszellen, die sehr viele dieser Rezeptoren haben, überwiegt deshalb die Paarbildung. Bestimmte Substanzen, die die CXCR4-Rezeptoren blockieren, hemmen auch die Dimerisierung. Solche Substanzen könnten für die Krebstherapie von besonderem Interesse sein.
Zum Hintergrund: Chemokine sind wichtige Botenstoffe bei Entzündungen, Zellwanderung und Krebs. Sie bringen unterschiedliche Zellen dazu, sich auf den Weg zu machen. Bei der Entwicklung eines Organismus sorgen sie dafür, dass Zellen ihren Platz finden. Bei Entzündungen locken sie Immunzellen an den Ort des Geschehens. Und auch bei der Metastasierung von Krebszellen scheinen sie eine Rolle zu spielen. Für Stammzellforscher sind sie interessant, weil mit ihrer Hilfe Stammzellen dahin gebracht werden könnten, wo sie gebraucht werden, um erkranktes Gewebe zu regenerieren.
Details zur Studie: Es gibt viele verschiedene Chemokine und auch viele Rezeptoren, die sie erkennen. Das Team um Martin Lohse hat herausgefunden, wie solche Chemokin-Rezeptoren zusammenarbeiten. Gemeinsam mit Forschern aus den Niederlanden, Großbritannien und Belgien untersuchten die Wissenschaftler, wie ein bestimmter Chemokin-Rezeptor mit dem Namen CXCR4 sich auf der Zelloberfläche verhält. In ihrer Publikation in der renommierten Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences USA berichten sie, dass die Rezeptoren Paare bilden, und zwar um so mehr, je mehr Rezeptoren auf einer Zelle vorhanden sind. Auf Krebszellen, die sehr viele dieser Rezeptoren tragen, überwiegt deshalb die Paarbildung. Bestimmte Substanzen, die die CXCR4-Rezeptoren blockieren, hemmen auch die Paarbildung. Solche Substanzen könnten für die Krebstherapie der Zukunft von besonderem Nutzen sein.
Işbilir A, Möller J, Arimont M, Bobkov V, Perpiñá-Viciano C, Hoffmann C, Inoue A, Heukers R, de Graaf C, Smit MJ, Annibale P, Lohse MJ (2020) Advanced fluorescence microscopy reveals disruption of dynamic CXCR4 dimerization by subpocket-specific inverse agonists. Proc Natl Acad Sci U S A 117: 29144-29154.
doi: 10.1073/pnas.2013319117.